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Social Media: Die Sicht eines Teenagers

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Viele Zahlen und Mythen ranken sich seit letztem Jahr um das Thema herum, inwiefern Facebook und co. für Jugendliche noch relevant sind. Der 19jährige Student Andrew Watts aus Austin, Texas versucht die wichtigsten Fragen aus Sicht der Zielgruppe zu beantworten.

Andrew betont, dass er für seine beiden Artikel auf medium.com keine Studien oder Quellen bemühte, sondern vielmehr seine Beobachtungen zum Besten gibt.

Facebook

Drastische Worte findet Andrew zum Einstieg: „Für uns ist es tot.“ Facebook fühle sich an wie eine Verpflichtung, die man aufgrund des sozialen Drucks hin und wieder besuche. Cool sei daran gar nichts mehr. Das wäre es allenfalls vor einigen Jahren im Mittelschulalter noch gewesen.

Andrew räumt jedoch ein, dass Gruppen und Messenger noch recht gerne genutzt werden. Viele seiner Kollegen loggen sich nur ein um ihre Gruppen zu checken und sind dann direkt wieder raus. Der Messenger werde hauptsächlich für Kontakte genutzt, bei denen man sich nicht wohl gefühlt habe direkt die Telefonnummer zu erfragen.

Desweiteren fungiert Facebook für ihn und sein Umfeld als ein Recherche-Tool, um mehr über Personen zu erfahren, die man kürzlich irgendwo kennengelernt hat.

Instagram

Das Zuckerberg-Imperium verlassen die Jugendlichen allerdings nicht, denn Andrew zufolge ist Instagram bei weitem die am meisten genutzte Plattform für seine Peer-Group. Man fühle sich hier nicht so genötigt Beziehungen aufzubauen, die man nicht haben will. Zudem sei die Plattform mehr von jüngeren Personen bevölkert und man sehe qualitativ höherwertigeren Content. Außerdem werde man nicht so überflutet mit Inhalten, da die Frequenz der Posts geringer sei. Unterm Strich empfindet Andrew die Plattform weniger durchkommerzialisiert, was es zu einer angenehmeren Erfahrung mache. Aus Sicht Werbetreibender ist hier Authentizität also das oberste Gebot, was die Plattform für kleine, hippe Unternehmen prädestiniert.

Die 10-16jährigen, die er hierzu befragt hat, haben überwiegend nur einen Instagram-Account und vermeiden es direkt sich bei Facebook anzumelden.

Twitter

Den Kurznachrichtendienst kann man offensichtlich als eher irrelevant bezeichnen. Es ist schon länger bekannt, dass Twitter länderübergreifend bei Webworkern, Intellektuellen und Autoren sehr viel beliebter ist, als beim Rest der Internetnutzer. Andrew zufolge verstehen einige Jugendliche nicht mal worum es dort überhaupt geht, während es einen kleinen Teil gäbe, der Twitter schon fast auf religiöse Weise betrachte. Für den Großteil sei es nur eine Plattform auf der sich Fremde gegenseitig folgen.

Snapchat

Wie wichtig es für Jugendliche ist, einen ungestörten Dialog untereinander führen zu können, zeigt Snapchat auf, das sich quasi von 0 auf 100 als eine der beliebtesten sozialen Plattform etabliert hat. Um die Bedeutung für junge Leute in etwa zu umreißen, erklärt Andrew:

–       „Auf Snapchat postest du wie du dich auf eine Party vorbereitest, wie du dort Spaß hast und den Morgen danach.“

–       „Auf Facebook postest du die harmlosen, Posing-Fotos (kein Alkohol!)“

–       „Auf Instagram pickst du das vorzeigbarste heraus und bereitest es hübsch auf.“

Snapchat nutze man um im Netz wirklich man selbst sein zu können. Es gäbe keinen sozialen Druck und man bleibe in einem ausgewählten Personenkreis, in dem man sich wohl fühle.

Andrew merkt jedoch an, dass es Sicherheitsbedenken gibt. Viele Leute sind der Auffassung, dass Snapchat auch gelöschte Fotos in einer Datenbank speichere.

YouTube

Ist es noch eine soziale Plattform? Oder der weltweit größte Mitmach-Streaming-Anbieter? Fakt ist – junge Menschen halten sich auf der Plattform gerne auf. Viele Jungs lieben Let’s Play Videos, bei Mädels sind Beauty Tutorials außerordentlich beliebt. Der soziale Aspekt spielt hier sicherlich eine große Rolle, aber im Fokus steht der Content. Youtube hat laut Andrew einen Großteil der Zeit ersetzt, die er früher mit dem TV verbracht hat.

Vine

Ebenfalls ein Anbieter für Video-Content ist Vine. Allerdings ist es eher eine Art Bewegtbild-Instagram bzw. ein Video-Twitter. Die Clips haben lediglich eine Maximallänge von 6 Sekunden. Die Ergebnisse erinnern von daher an die klassischen GIFs. Der Content ist daher hauptsächlich in den Nischen Art und Comedy angesiedelt. Man sollte meinen, dass dieses Format bei Jugendlichen gut ankommt, aber Andrew zufolge meiden viele junge Menschen die App, da es zu schwer sei Interaktionen zu gepostetem Content zu erreichen.

Tumblr

Jugendliche suchen die Nähe zur eigenen Peer-Group. Das wird im Laufe des Artikels ersichtlich und dürfte auch niemanden überraschen. Tumblr vergleicht Andrew mit Twitter – auch hier würden sich nur Fremde gegenseitig folgen. Allerdings mit dem Vorteil, dass man seine eigene Identität nicht preisgeben müsse. Daraus resultiere ein freiheitlicher Umgang mit Inhalten und eigenen Interessen. Tumblr sei keine Plattform, die große soziale Bindungen schaffe, eher eine lose Interessengemeinschaft. Tumblr empfindet er als recht beliebt unter Gleichaltrigen.

Reddit

Andrew kennt eine Menge Leute, die sich täglich auf Reddit einloggen um die heißesten News zu erfahren und zu diskutieren. Die Seite funktioniert prinzipiell ähnlich wie ein Forum, hat aber ein paar Extra-Features. Zum einen lassen sich einzelne Kanäle / Themengebiete abonnieren und die Up- & Downvote Funktion priorisiert die Relevanz von Kommentaren auf Basis der Schwarmintelligenz der Teilnehmer.

Unter Jugendlichen sei es allerdings eher verbreitet die Plattform zu konsumieren, statt sich aktiv an ihr zu beteiligen.

Google+

Googles soziales Netzwerk ist immer der Kandidat, den man der Vollständigkeit halber erwähnen muss. Nicht anders verhält es sich in diesem Fall. Andrew kennt niemanden, der die Plattform nutzt. Allenfalls unter IT-interessierten Kollegen sei das Hangouts Feature von Interesse.

Yik Yak

Hierzulande dürfte kaum jemand mit dieser App vertraut sein. In seinem College ist es eine der beliebtesten Plattformen. Auch Yik-Yak will Menschen nicht vernetzen, sondern eine Plattform für das anonyme Teilen von Content bieten. Der Clou hierbei ist, dass nur Inhalte aus einem Radius von 16km angezeigt werden. Solche Posts werden hier Yaks genannt.

Es ist leicht nachvollziehbar, warum Yik Yak gerade auf Schulen und Unis so beliebt ist. Die App dient als Erweiterung des eigenen Mikrokosmos und die Anonymität erlaubt einen Blick durch das Schlüsselloch des eigenen Umfeldes. Gerade deshalb steht das Tool aber auch als Cyber-Bullying Instrument in Kritik.

Plague

Ein weiteres Tool mit lokalem Fokus ist Plague. Wie es der Name andeutet geht es hier um Viralität. In der Umgebung gepostete Inhalte werden auf einer Karte dargestellt, findet man den Content interessant teilt man ihn mittels Wischgeste weiter an die eigene unmittelbare Umgebung. Ein sehr interessantes Konzept, das Andrew aber selbst erst empfohlen werden musste. Ob es sich hierbei um ein Strohfeuer handelt oder lokales Social Networking das nächste große Ding ist, wird die Zeit zeigen.

Medium

Medium ist die Plattform, die Andrew für seinen Beitrag nutzte. Wie bei WordPress.com können Nutzer hier direkt Blogs starten, ohne diesen auf einem eigenen Webspace installieren zu müssen. Andrew hat die Beobachtung gemacht, dass WordPress zwar mehr ambitioniertes Publikum anzieht, Medium sich aber besser aus Community-Sicht eignet. Dies aufgrund mehrerer Funktionen wie die „Empfehlen“-Funktion oder die Möglichkeit Kommentare neben einem Text, statt darunter, zu platzieren. Weit verbreitet unter Jugendlichen sei Medium aber noch nicht.

Ello

Zu guter Letzt wäre da auch noch das „Anti-Facebook“ zu nennen. Medial genoss das non-kommerzielle Netzwerk zuletzt einiges an Aufmerksamkeit. Einer größeren Verbreitung stand bislang das Invite-System im Wege – eine Registrierung gibt es nicht, man kann lediglich eingeladen werden. Laut Andrew wäre das Interesse bei ihm und seinem Umfeld kurzzeitig hoch gewesen, aber durch das Invite-System hätte man davon abgesehen sich weiter damit zu beschäftigen.

…und der Rest

Ältere Teens nutzen aus verpflichtenden Umständen LinkedIn. Bei weiblichen, verkünstelten Personen sei Pinterest beliebt, der Rest interessiere sich nicht sonderlich dafür. Die Frage danach wer Kik nutze, sei eher als Insider-Witz zu verstehen. WhatsApp mag hierzulande populär sein, in Andrews Umfeld ist es eine bekannte Möglichkeit mit Freunden im Ausland zu kommunizieren. GroupMe ist ebenfalls ein junger Messenger, der sich steigender Beliebtheit erfreut. Für MySpace hatte Andrew nur eine Randnotiz übrig – benennt euch um und startet neu.